Geht es Euch auch so? Während sich der Frühling offiziell in Süddeutschland angekündigt hat, bekomme ich aber interessanterweise Lust auf etwas richtig Deftiges, gar Fettes. Es sieht fast so aus, als ob ich eine Panik vor dem Ende des Winter habe, wann eine Daseinsberechtigung für ein solch kalorienreiches Essen erlaubt ist.
Als ich das tolle Stück glänzenden Schweinebauch beim Metzger sah, konnte ich mich nicht zurückhalten. Am Ende hatte ich DAS Mittel gegen meine „Winterschluss-Panik“. Ich sah in meinem Kopf schon das Bild mit leicht krustig gebratenen dünnen Scheiben vom Schweinebauch: Deren Hautschicht glänzt wunderschön im Bratöl, ihr unwiderstehliches Röst-Aroma steigt aus dem gusseisernen Wok und verbreitet sich in der ganzen Wohnung, und dann der intensive Duft der salzigen fermentierten Schwarzbohnen… Herrlich deftig, sündig lecker! 😉
Das Rezept ist adaptiert von einem beliebten Sichuan-Gericht. Dies ist eines der Leibgerichte meines Vaters. Bei uns Zuhause ist mein Vater der Küchen-Chef. Er kocht unheimlich gern und legt großen Wert auf gesundes Essen. Daher kam fettes Fleisch während meiner Zeit in China selten auf unseren runden Esstisch.
Aber das Gericht mit Schweinebauch ist eine der wenigen Ausnahmen. Einmal alle paar Monate präsentierte mein Vater uns sein Leibgericht auf dem Teller. Es kam mir manchmal vor, dass mein Vater damit sowohl sein als auch unser Verlangen nach einem sündhaften aber unglaublich leckeren Essen stillen wollte.
Als mein Vater dieses Gericht kochte, war die Portion immer großzügig, allerdings mit mehr Gemüse und nur wenigen Scheiben Fleisch. Das gemischte Gefühl von kulinarischem Verlangen und dem schlechten Gewissen meines Vaters war deutlich zu erkennen. 😉
Als mein Bruder und ich beide noch klein waren, kämpften wir mit unseren Essstäbchen um jede von den wenigen Scheiben Bauchfleisch. Der Esstisch sah nach unserem harten Kampf dann auch entsprechend aus, wie ein Schlachtfeld. Unzählige rote Fett-Tröpfchen dekorierten den Esstisch. Ich kann es kaum beschreiben, was für Freude dieses fette Fleisch uns gebracht hat, auch wenn meine Eltern das nicht wirklich als lustig empfanden. 😉
Also, bevor die Light-Saison für joggen, Spargel und Erdbeeren beginnt, ran an das Bauchfleisch! 😉
Zutaten (4 Portionen):
500g Schweinebauch mit Schwarte
1 Stange Porree
2 EL fermentierte Schwarzbohnen (douchi, Asia Shop)
1 TL Sichuan Chili-Dickbohnen-Paste (doubanjiang, Asia Shop)
10g Ingwer
2 Knoblauchzehen
1 EL dunkle Sojasauce
¼ TL Zucker
1 Prise Salz
4 EL pflanzliches Öl
Zubereitung:
- Das Fleisch säubern und abtrocknen, in einen Topf legen, mit Wasser bedecken, auf großer Hitze aufkochen, anschließend die Hitze reduzieren und bei mittlerer Hitze ca. 20 Min. garen. Das Fleisch aus dem Wasser herausnehmen und abkühlen lassen.
- Das abgekühlte Bauchfleisch in dünne Scheiben schneiden (ca. 4mm). Die Knoblauchzehen mit einem Messer flach drücken, Ingwer schälen und in dünne Scheiben schneiden. Porree schräg in Ringe schneiden, mit Wasser gründlich waschen und abtropfen lassen.
- In einem Wok das Öl bei mittlerer Hitze erhitzen, die Knoblauchzehen und den Ingwer hineingeben, kurz anbraten. Knoblauch und Ingwer aus dem Öl herausnehmen. Die Chili-Dickbohnen-Paste hinzufügen, kurz mitbraten. Die Fleischscheiben darin ca. 5 Min. braten. Anschließend die Schwarzbohnen und die Sojasauce dazu geben. Alles ca. 3 Min. wokken.
- Porree zu dem Fleisch geben, kurz mitbraten. Mit Salz und Zucker abschmecken. Mit Jasminreis servieren.
Das sieht sehr gut aus.
Nur ich habe ein Problem: Jegliche Versuche mit Stäbchen zu Essen misslingt mir schon ewig. Meine Frau hatte es zum Schluss aufgegeben mir beizubringen.
Hallo Walter, danke für Dein Kommentar. Das stimmt, mit dem Stäbchen ist es leider nicht so einfach. Als Kind musste ich mich auch sehr bemühen, um es zu lernen. Aber mit der Zeit kriegt man schon hin. Übung macht Meister. 😉 Viel Erfolg! Herzliche Grüße, Qin