Vor ein paar Tagen saßen wir in einem italienischen Restaurant. Mein Mann hat seine Lieblings-Pizza mit Salami, Sardellen und Peperoni bestellt und ich habe mich für Gnocchi entschieden. Gnocchi gehört zu den Gerichten, die ich lieber außerhalb esse, anstatt selbst zu Hause zu kochen.
Denn es ist für meinen Begriff eine sehr zeitaufwändige Arbeit, wenn man es selbst zubereitet. Vor allem muss diese einzigartige Konsistenz des Teiges wohl sehr schwierig herzustellen sein. Daher habe ich mich bis jetzt noch nie getraut, Gnocchi selbst zuzubereiten.
Dieses schöne Restaurant befindet sich im Zentrum der Altstadt, umgeben von schönen Altbauten mit hohen Decken. Im Sommer ist es wunderbar, in dem charmanten Hof des Restaurants zu sitzen. Wir hatten das Glück, einen Tisch unter einem der riesigen Kastanienbäume zu bekommen.
Das Essen war wie gewohnt sehr gut. Die Pizza wurde im Steinofen gebacken. Der Pizza-Teig war perfekt dünn und knusprig. Mein Mann genoss die Pizza mit seinem typischen verträumten Lächeln im Gesicht, wie jedes Mal, wenn er das Essen sehr genießt.
Meine Gnocchi wurden mit einer Tomaten-Mozzarella-Sauce serviert. Ich liebe diese einzigartige Konsistenz der Gnocchi. Sie schmecken zarter als Nudelteig, trotzdem haben sie Biss. Die hausgemachte Sauce auf der Pizza schmeckte fruchtig und erinnerte mich an die reifen süßen Tomaten, die wir in der Toskana gegessen haben. Wir genossen das leckere Essen mit einem leckeren Weißwein eines Winzers aus der Region und unterhielten uns über dieses und jenes.
Nach einigen Gläsern Wein hörte ich mich plötzlich sagen: „Ich glaube, dass Gnocchi gar nicht so schwer zu machen sind. Morgen werde ich ein paar basteln. Und, ich werde nicht diese Art von NORMALEN Gnocchi machen, die man überall bekommt. Meine Gnocchi werden eine asiatische Füllung erhalten!“
Mein Mann schaute mich ein wenig besorgt an. Er wusste, dass ich Gnocchi schon seit längerer Zeit machen wollte, mich aber nie daran wagte. Nun plötzlich sprach ich sogar von gefüllten Gnocchi! Nachdem er seinen Verdacht ausschließen konnte, dass ich vielleicht schon angesäuselt war, setzte er ein Gesicht auf, als hörte er gerade von irgendjemand blahblahblah.
Nein, nein, nein, ich war definitiv noch bei Bewusstsein. Aber wie du vielleicht auch schon erfahren hast: Manchmal kann der Alkohol ein ganz merkwürdiges Gefühl hervorrufen, dass man sich so stark fühlt, alles hinkriegen zu können. Und genau diese Empfindung hatte ich in diesem Moment!
Am Tag danach bekam ich schon kalte Füße über meinen Geistesblitz „gefüllte Gnocchi“. Aber wie sagt eine chinesische Weisheit so schön? Ausgesprochene Worte sind wie ausgeschüttetes Wasser, man kann beides nicht mehr zurücknehmen. Also, Ich musste es einfach ausprobieren!
Ich muss leider zugeben, dass es mir erst nach dem zweiten Versuch gelungen ist, die richtige Konsistenz der Gnocchi zu bekommen. Und bei der Füllung gab es auch eine Änderung im Vergleich zum Anfang. Eigentlich habe ich zwei Versionen „gefüllte Gnocchi“ hergestellt.
Bei der ersten ähnelte die Füllung der Hackfleisch-Füllung des chinesischen Dimsum. Ich mochte den herzhaften Geschmack sehr. Allerdings waren die Kombination der Fleischfüllung und die Kokosnuss-Erdnuss-Creme ein wenig zu schwer für den Spätsommer. Ich hebe sie lieber für die kalten Tage des kommenden Winters auf.
Dann entschied ich mich, eine viel leichtere vegetarische Version mit Pilzen und Reisnudeln zu machen. Ich muss zugeben, es war höllisch viel Arbeit, diese kleingehackte Reisnudel-Pilz-Füllung mit ihrer extrem losen Konsistenz in die kleinen Teigblätter zu bekommen.
Dauernd entwischten die kleinen Reisnudel- und Pilzstückchen und wehrten sich dagegen, in die Teigblätter eingepackt zu werden. Aber das Ergebnis der schweren Arbeit hat sich gelohnt! Es schmeckte wunderbar! Die gegrillten Gnocchi waren außen knusprig und innen zart.
Die vegetarische Füllung war leicht und hatte einen eher dezenten Geschmack und schmeckte wegen der Pilze wunderbar nach Spätsommer. Der nussige und fruchtige Geschmack meiner asiatisch angehauchten Kokosnuss-Erdnuss-Sauce war der perfekte Begleiter für die gefüllten Gnocchi.
Mein Erfolg überraschte mich total und jetzt verspüre ich noch mehr Lust für weitere Experimente mit Gnocchi. 😀
Zutaten (4 Portionen):
Für die Gnocchi:
500g mehlige Kartoffeln (am Tag vorher gekocht)
150g Mehl
zusätzliches Mehl für die Arbeitsfläche
1 TL Salz
1-2 Eier
30g Parmesan (gemahlen)
Muskat und Pfeffer
Für die Füllung:
10g getrocknete Pilzmischung (z.B. Pilzmischung für Funghi-Risotto)
¼ Speisezwiebel
20g Reisnudeln
Einige Basilikumblätter
6 Stangen Schnittlauch
1/2 TL Salz
1 TL Sesamöl
1 Prise Zucker
6 EL des Wassers von den eigeweichten Pilzen
Olivenöl zum Braten
Für die Sesambrösel:
6 EL Semmelbrösel
3 EL Butter
2 TL gerösteter
Sesam (ggbfs. gemahlen)
1 Prise Salz
Für die Erdnuss-Kokos-Soße:
100g Kokosmilch
3 EL Erdnussmus
½ Speisezwiebel
1 TL Salz
1/2 TL Currypulver
1 TL Kukumer
½ TL Zucker
1 TL Austernsoße (Vegetarier nehmen stattdessen 1 EL Sojasoße)
50ml Wasser
1 TL Chili-Öl
1 EL pflanzliches Öl
Zubereitung:
- Kartoffeln in der Schale am Vortag in Salzwasser kochen, abkühlen lassen und im Kühlschrank für einen Tag aufbewahren. Bevor wir die Kartoffeln verarbeiten, bereiten wir zunächst die Soße und die Füllung vor.
- Für die Soße: Das Erdnussmus mit dem Wasser cremig verrühren. In einer Pfanne die gehackten Zwiebeln mit Olivenöl andünsten und anschließend das Currypulver und die Kukumer kurz mit anbraten. Mit der Kokosmilch ablöschen und aufkochen lassen. Das Erdnussmus mit den restlichen Zutaten in die Pfanne geben, alles bei mittlerer Hitze aufkochen. Die Pfanne vom Herd nehmen und beiseite stellen.
- Für die Füllung: Die Pilze in kaltem Wasser eine Stunde einweichen. Die Reisnudeln in heißem Wasser 5 Minuten einweichen und anschließend mit kaltem Wasser abspülen, in einem Sieb abtropfen lassen. Alle Zutaten für die Füllung (außer dem Pilzwasser und dem Olivenöl) in einen Mixer geben und fein pürieren. In einer Pfanne das Olivenöl erhitzen und die Mischung darin braten, das Pilzwasser hinzufügen, umrühren und so lange köcheln lassen, bis das Wasser komplett aufgesaugt ist. Die Pfanne vom Herd nehmen und beiseite stellen.
- Jetzt die Sesambrösel: Butter in eine Pfanne geben und schmelzen lassen. Semmelbrösel und Sesamkörner unterrühren und goldbraun werden lassen. Beiseite stellen und abkühlen lassen.
- Kartoffeln aus dem Kühlschrank holen und pellen. Die gepellten Kartoffeln mit Hilfe eines Kartoffelstampfers und einer Gabel fein zerdrücken und diese zu einer flockigen Masse verarbeiten.
- Das Mehl und den Parmesan über die Kartoffeln geben, mit Salz und Muskat würzen. Diese Masse mit den Händen kurz durchmischen.
- Die Eier aufschlagen und unter die Kartoffelmasse ziehen. Diese zu einem glatten Teig formen (Achtung: nicht zu kräftig, sonst wird der Teig zu weich). Bei Bedarf noch mehr Mehl dazu mischen bis der Teig nicht mehr an den Händen klebt.
- Den Teig halbieren und jedes Teil zu einer länglichen Rolle (ca. 3cm Durchmesser) formen. Die Rolle mit Hilfe eines Teigschabers in kleine Stücke (ca. 3cm lang) teilen. Einzeln mit den Händen zu einer Kugel formen und dann flach drücken. Einen Teelöffel von der Füllung auf das Teigblatt geben und anschließend verschließen. Den Teig in die Form eines Gnocchi bringen und mit den Zinken einer Gabel leicht andrücken. Alle Teigstücke so verarbeiten.
- In einem Topf Wasser mit Salz aufkochen und die Gnocchi dazu geben. Mit einem Kochlöffel kurz vorsichtig rühren, damit kein Gnocchi ansetzt. Sobald die Gnocchi an der Oberfläche schwimmen, diese aus dem Wasser holen und abtropfen lassen.
- In einer Pfanne Olivenöl erhitzen und die gekochten Gnocchi dazu geben, beide Seiten goldbraun anbraten. Mit der Soße und den Sesambröseln servieren.
- Genieß „la Bella“! 😀
Tolle Idee! Wenn du mal in Berlin bist, musst du unbedingt ins Grünfisch gehen – das Restaurant gehört einem Asiaten und einem Sizilianer und demnentsprechend gibt es italienische Gerichte einer Asia-Prise..
Vielen Dank für den Tipp. Wenn ich mal nach Berlin komme, werde ich den Restaurant auf jeden Fall mal testen. 🙂 Es ist mir auch sehr interessanterweise aufgefallen, dass die italienische Küche mit der asiatischen am besten fusionieren lässt. Ich habe noch einige East meets West Rezepte in der Planung, die der großartigen italienlischen Küche gewidmet sind. Aber ich habe auch einige Rezepte, die sich mit der Fusion der deutschen und asiatischen Küche beschäftigen. Es wird auf jeden Fall spannend. 😉
Na, da hat sich das selbst ausprobieren doch mal gelohnt. Schaut wirklich phantastisch aus!
Vielen Dank! Ich habe mich über dein positives Feedback gefreut. Die Mühe hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es hat köstlich geschmeckt. 🙂
Vielen Dank! Ich freue mich sehr, dass mein Rezept dir gefallen hat. Ich denke, es ist für die Leser auch mal interessant zu erfahren, wie ich zu meiner neuen Kreation gekommen bin. Daher versuche ich immer ein bisschen die Hintergründe zu schildern. Weiterhin viel Spaß beim Lesen! 🙂
Ja, Qin, das ist wieder ein gelungenes Rezept.Beim Anschauen der Bilder bekommt man schon einen Riesenhunger! Deine Kommentare „weshalb Du auf die Idee kommst, jetzt gerade dieses oder jenes Rezept auszuprobieren“ gefallen mir sehr gut. Ich bin schon gespannt wie es weiter geht.